„Das Soziale Nachhaltigkeitsbarometer der Energiewende schließt eine Lücke“
25.02.2019
Das zweite Soziale Nachhaltigkeitsbarometer der Energiewende bietet einen Einblick in die Sicht der Bevölkerung auf dieses Thema. Eine Expertenrunde diskutierte im Anschluss an die Präsentation der Ergebnisse in Berlin durch Autorin Daniela Setton vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS), welche Botschaften sie als besonders dringlich erachten.
„Das Soziale Nachhaltigkeitsbarometer der Energiewende schließt eine Lücke“
Nach der Präsentation der Ergebnisse durch Studienautorin und Wissenschaftlerin Daniela Setton vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) kommentierte eine Expertenrunde das Soziale Nachhaltigkeitsbarometer. Es sind rund 7000 Bürgerinnen und Bürger dafür befragt worden. Die stellvertretende BUND-Bundesgeschäftsführerin Antje von Broock lobte die differenzierte und detaillierte Befragung, die für die Studie gewählt wurde. Dass solche Umfragen leider viel zu wenig Beachtung in der Politik fänden, gab sie allerdings auch zu bedenken. Aber „wir brauchen solche Umfragen, weil sie Hinweise liefern, welche Fragen wir noch stellen müssen. Außerdem können wir am Nachhaltigkeitsbarometer zur Energiewende vom IASS bereits Tendenzen ablesen, da es schon die zweite Befragung dieser Art ist“, sagte von Broock. „Ich empfehle jedem Beteiligten an der Umsetzung der Energiewende die detaillierte Lektüre des Barometers!“
Dass das Soziale Nachhaltigkeitsbarometer eine Lücke schließe, davon sprach Eberhard von Rottenburg vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). „Und es ist beruhigend, dass der Zuspruch der Bevölkerung zur Durchführung der Energiewende so stark ist“, sagte der BDI-Vertreter. Deutschland habe Vorbildcharakter, weil hier eine demokratische Mehrheit eine solch weitreichende Entscheidung mittrage. Zugleich aber sei der Klimaschutz ein globales Projekt und Deutschland sehe er in der Rolle, anderen Ländern technologisch langfristig tragfähige Lösungen anzubieten. Er warnte vor zu schnellen Verboten, wie zum Beispiel von Verbrennungsmotoren, und empfahl stattdessen verstärkt Alternativen anzubieten.
Einerseits ist Energiewende gewünscht, andererseits will keiner seinen Lebensstil anpassen
Zugleich stimme ihn die fast schon „schizophrene Haltung der Bevölkerung“ nachdenklich, denn den einen gehe die Energiewende nicht schnell genug, während die anderen auf den Verbrennungsmotor doch nicht verzichten wollten – das sei vergleichbar mit „wasch mich, aber mach mich nicht nass“. Einerseits sei die Energiewende gewünscht, aber sie solle bitte nicht mit einer Änderung des eigenen Lebensstiles einhergehen.
Die Studie vom IASS belege die spürbar kritischere Betrachtung der Energiewende, sagte Professorin Barbara Prateorius, die Vorsitzende der sogenannten „Kohlekommission“ war. „Dass jedoch die Unterstützung in der Bevölkerung für die Energiewende fast gleich hoch ist wie für den Atomausstieg, hat mich dann doch überrascht“, sagte die Professorin, die an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin lehrt. Sie plädierte dafür, das Hauptaugenmerk darauf zu legen, dass bei der Umsetzung der Pläne zugleich die Sorgen der Bevölkerung berücksichtigt werden sollten. „Es müssen mehr Möglichkeiten der Teilhabe angeboten werden“, war ihr Ratschlag – „und Mieter müssen mehr eingebunden werden.“ Zugleich sei klar, "auch wenn es auf der einen Seite Ablehnung gibt, gibt es auf der anderen Seite immer noch eine hohe Prozentzahl, die unsere Energiewende unterstützt, und darauf sollten wir bauen!“
Professor Andreas Löschel, Vorsitzender der Expertenkommission zum Monitoring-Prozess „Energie der Zukunft“ der Bundesregierung wies auf die Widersprüchlichkeit der Befragung hin: „Den einen geht es nicht schnell genug, während die anderen für mehr Zeit für einen gerechteren Umbau plädieren“, sagte er. Er sieht das Problem im Zielkonflikt zwischen dem Wunsch, mehr für den Klimaschutz zu tun, und andererseits keine Preissteigerungen hinnehmen zu wollen.
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