Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Interesse an erneuerbaren Energien wächst langsam in Zentralasien

05.06.2023

Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan sind wirtschaftlich stark von der Förderung fossiler Brennstoffe abhängig. In unterschiedlichem Tempo erwacht aber auch in den drei zentralasiatischen Staaten das Interesse an grünen Technologien, erneuerbaren Energien und Wasserstoff. Dies zeigt eine Analyse von RIFS-Forscherin Yana Zabanova.

Solaranlagen in Kasachstan:  Das Interesse an erneuerbaren Energien wächst.
Solaranlagen in Kasachstan: Das Interesse an erneuerbaren Energien wächst.

„Obwohl diese Länder nicht einflussreich genug sind, um der globalen Klimaagenda ihren Stempel aufzudrücken, sind sie daran interessiert, von den geopolitischen und geoökonomischen Strategien anderer wichtiger Akteure wie China, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Russland und der EU zu profitieren. Dabei geht es ihnen darum, Investitionen und technisches Know-how ins Land zu holen, um die eigenen kohlenstoffintensiven Volkswirtschaften resilienter zu machen“, sagt die Politikwissenschaftlerin.

Die drei Länder sind unterschiedlich weit fortgeschritten: Kasachstan ist der Vorreiter in Sachen erneuerbare Energien in der Region. Usbekistan profitiert trotz eines späten Starts von den sinkenden Kosten für Technologien erneuerbarer Energieträger und hat wichtige Branchenakteure angezogen.  Turkmenistan dagegen muss seine ersten Schritte erst noch gehen.

Aufstieg in der fossilen Wertschöpfungskette

Einen vollständigen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe strebt derzeit keines der Länder an. Stattdessen versuchen sie, einen höheren Wert aus fossilen Ressourcen - insbesondere Erdgas - zu schöpfen, zum Beispiel durch die Stärkung der gasverarbeitenden Industrie oder die Akquise neuer Abnehmer. Gleichzeitig wollen sie die erneuerbaren Energien ausbauen, um die Energiesicherheit zu erhöhen und zur Dekarbonisierung der Wirtschaft beizutragen. Kasachstan und Usbekistan haben sich dazu auch Klimaneutralitätsziele gesetzt. Turkmenistan zeigt hingegen kaum Dekarbonisierungsambitionen, obwohl es mit seinen windigen Küsten am Kaspischen Meer, ausgedehnten Wüsten und einer hohen Sonneneinstrahlung über ein erhebliches Potenzial für erneuerbare Energien verfügt.

„Die weit verbreiteten Subventionen für fossile Energien und die damit verbundenen niedrigen Tarife erschweren die Energiewende in der Region. Durch verzerrte Preissignale fällt es erneuerbaren Energien schwer, mit der traditionellen kohlenstoffbasierten Stromerzeugung zu konkurrieren“, erläutert Zabanova. Auch eine unzureichende Infrastruktur ist ein Hindernis für eine klimafreundliche Energieerzeugung. Die Stromnetze in der Region stammen teilweise noch aus Sowjetzeiten und sind in schlechtem Zustand, was zu erheblichen Stromverlusten führt und die Netzintegration erneuerbarer Energien erschwert.  Es fehlen auch Pipelines für den Transport von sauberem Wasserstoff sowie „grüne“ Seehäfen für den Umschlag von e-Fuels.

Reich an kritischen Rohstoffen

Kasachstan und Usbekistan suchen zurzeit nach Lösungen, etwa durch Umrüstung der Gaspipelines für den Transport von grünem Wasserstoff. Zudem erkunden sie Möglichkeiten, kohlenstoffarmen und erneuerbaren Wasserstoff und Ammoniak sowohl für den Export als auch für den heimischen Gebrauch zu produzieren. Besonders in Kasachstan, einem der rohstoffreichsten Länder der Welt, gibt es auch ein erneutes Interesse an der Ausweitung der Produktion von strategischen Rohstoffen, die für die Energiewende entscheidend sind. Ausländische Investoren sind derzeit vor allem an Seltenen Erden interessiert, die zur Herstellung von High-Tech-Produkten wie Smartphones benötigt werden. Sie wollen so ihre Abhängigkeit von China verringern.

Publikation:

  • Zabanova, Y. (2023). Towards a Geoeconomics of Energy Transition in Central Asia’s Hydrocarbon-Producing Countries. In R. Sabyrbekov, I. Overland, & R. Vakulchuk (Eds.), Climate Change in Central Asia: Decarbonization, Energy Transition and Climate Policy (pp. 95-107). Cham: Springer Nature Switzerland. https://doi.org/10.1007/978-3-031-29831-8_8

 

Kontakt

Yana Zabanova

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Wissenschaftliche Mitarbeiterin
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Bianca Schröder

Dr. Bianca Schröder

Referentin Presse und Kommunikation
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